Am 12. August 2021 fand in Bergstedt Ecke Baben de Möhl/Twietenkoppel die Einweihung des Stolpersteins für Carl Schrader statt. Er beteiligte sich aktiv am Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Es sprachen neben dem Sohn des Geehrten, Jochim Schrader, auch die Patin des Stolpersteins, Kirsten Martens, und der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten, Dr. Holger Martens. Frau Ursula Pietsch präsentierte den Lebenslauf.
Auszüge aus der Biografie von Carl Schrader:
Nach Beendigung seiner Volkshochschulzeit 1921 begann Carl Schrader eine Lehre als Bürokaufmann. Sein Weg führte ihn von der „Staatlichen Handelsschule für Kontorlehrlinge“ an die „Volkshochschule Harrisleefeld“. Schnell zeigte Schrader politisches Interesse und Engagement, beteiligte sich in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), in der SPD und im „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Er ließ dieses Engagement auch nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nicht ruhen und war Teil des Widerstands. 1935 wurde er von der Gestapo verhaftet, man warf ihm Mittäterschaft bei der Verbreitung illegaler Schriften wie „die Roten Blätter“ und die „Sozialistische Aktion“ vor. Das Oberlandesgericht befand ihn des Hochverrates für schuldig und verurteilte ihn zu 3 Jahren Zuchthaus. Das Leid, welches Carl Schrader in dieser Zeit im Konzentrationslager Fuhlsbüttel, durch Folter, Demütigungen und Misshandlungen erleiden musste, lässt sich nur erahnen. Ab 1943, als durch die Bombenangriffe auf Hamburg seine Wohnung in Hamburg-Hamm zerstört wurde, bewohnte Carl Schrader mit seiner Frau Betty und ihrem Sohn Jochim die Gartenlaube seiner Schrebergartenparzelle in Bergstedt. Hier ist es auch, wo der Stolperstein in Zukunft an Carl Schrader und seinen Widerstand erinnern soll. Carl Schrader wurde 1943 zur Wehrmacht eingezogen. Seit 1944 wird er vermisst.
Kirsten Martens über ihre Patenschaft für den Stolperstein: „Stolpersteine sind inzwischen ein fester Bestandteil unserer Erinnerungskultur, sie stehen für das Erinnern vor Ort, für die Beschäftigung mit Lebensläufen von Verfolgten, für das Engagement gegen Rechtsextremismus und Rassismus, sie stehen für das Engagement gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung. Ich hoffe, die Erinnerung an Carl Schrader trägt dazu bei, dass wir heute unsere Freiheit wertschätzen, aber auch die Bedrohungen ernst nehmen und ihnen entgegentreten.“