Am 10. November 2021 wurde der im Nationalsozialismus verfolgte Sozialdemokrat Gustav Girlich mit der Einweihung eines Stolpersteins an seinem Elternhaus im Golddiestelweg 22 in Poppenbüttel geehrt. Holger Martens von der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten stellte Girlichs Biografie vor und Antje Kosemund, die Schwester von Gustav Girlichs Ehefrau, erinnerte im Namen der Familie an den Geehrten und seinen Einsatz gegen die Nationalsozialisten. Ich habe die Patenschaft für den Stolperstein übernommen.
Gustav Girlich wurde 1914 in Hamburg geboren. Mit 14 Jahren trat er in die Sozialistische Arbeiterjugend ein und war im Distrikt Eimsbüttel aktiv. Er leitete dort die „Gruppe Friedrich Ebert“. Diese schulte junge Sozialisten in der Lektüre der marxistischen Klassiker und unternahm Wanderfahrten in die nähere Umgebung. 1934 beendete er seine Ausbildung zum Buchdrucker und Schriftsetzer. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 beschloss die Gruppe in den Widerstand zu gehen. Sie verteilte illegale Schriften, die sie selbst auch mitfinanzierte. Im Januar 1935 wurden die ersten Mitglieder der Eimsbütteler SAJ verhaftet. Im Juni desselben Jahres traf es dann auch Gustav Girlich. Er wurde verhaftet, kam im KZ Fuhlsbüttel in Untersuchungshaft und wurde im November 1935 zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und neun Monaten wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt. Diese Strafe verbüßte er in Wolfenbüttel. Nach seiner Haftentlassung war er lange arbeitslos, verdiente seinen Lebensunterhalt mit Hilfsarbeiten, bis es ihm gelang, eine Anstellung in der Druckerei Karl Blöß als Buchdrucker und Schriftsetzer zu bekommen. Im Jahr 1940 heiratete er Gesa Sperling.
Zwei Wochen nach seiner Hochzeit musste er im April 1940 in einen Krieg ziehen, den er nie gewollt hatte. Er wurde zuerst in Frankreich und dann an der Ostfront eingesetzt. Dort gilt er seit dem 8. März 1945 in Heiligenbeil/Ostpreußen als vermisst. Seine Tochter, die im März 1945 geboren wurde, hat Gustav Girlich nie gesehen.