Engagementkarte für Hamburg

BÜRGERSCHAFT
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG

02.02.2022, Drucksache 22/7238

Antrag

der Abgeordneten Ksenija Bekeris, Ali Simsek, Kazim Abaci, Danial Ilkhanipour, Regina-Elisabeth Jäck, Annkathrin Kammeyer, Jan Koltze, Iftikhar Malik, Kirsten Martens (SPD) und Fraktion

und

der Abgeordneten Yusuf Uzundag, Mareike Engels, Maryam Blumenthal, Filiz Demirel, Michael Gwosdz, Britta Herrmann, Linus Görg, Christa Möller-Metzger, Dr. Gudrun Schittek, Peter Zamory (GRÜNE) und Fraktion

Betr.: Engagementkarte für Hamburg

In Hamburg engagieren sich freiwillig und teils ehrenamtlich rund 570.000 Bürger:in- nen. Freiwilliges Engagement findet in vielen gesellschaftlichen Bereichen statt, wie zum Beispiel in Sportvereinen, sozialen Einrichtungen unterschiedlichster Ausrichtung, Verbänden, Migranten-Selbstorganisationen und Nachbarschaftshilfen. Freiwilli- ges Engagement ist ein wichtiger Stützpfeiler der Gesellschaft und trägt zum Zusam- menhalt der Hamburger:innen bei. In Hamburg gibt es seit Herbst 2005 den Hambur- ger Nachweis über freiwilliges Engagement, der aktiven Menschen Anerkennung und Dank für ihr persönliches gesellschaftliches Engagement ausspricht. Die Ausstellung erfolgt über die jeweilige Organisation, in der das freiwillige Engagement ausgeübt wird. Der Hamburger Nachweis enthält unter anderem Angaben zur Person, zu Arbeitsfeldern, Tätigkeitsbereichen und Arbeitsschwerpunkten, Zeitraum und Umfang des Engagements, Angaben zu den erworbenen Fähigkeiten, zum erlernten Fachwissen durch die ehrenamtliche Tätigkeit und zu erfolgreich besuchten Fort- und Weiterbildungen. Die Engagierten erhalten mit dem Hamburger Nachweis eine öffentliche Würdigung, Wertschätzung, Dank und Anerkennung für ihre persönlichen Leistungen. Die im freiwilligen Engagement erworbenen Fähigkeiten werden mit dem Hamburger Nachweis belegt und können auch für berufliche Zwecke (Studien-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze) genutzt werden. Mit dem Hamburger Nachweis sind allerdings keine finanziellen Vorteile in Form von Preisnachlässen oder freien Eintritten verbunden, wie man sie von Ehrenamts- oder Engagementkarten kennt.

13 Bundesländer vergeben aktuell Engagementkarten als Zeichen des Dankes und der Anerkennung für freiwilliges Engagement. Die Wertschätzung des Engagements beschränkt sich aber nicht nur auf eine formal dokumentierte Anerkennung, sondern den Karteninhaber:innen werden auch Vergünstigungen gewährt. Dies können sowohl öffentliche als auch private Angebote sein. Erfahrungen anderer Bundesländer haben gezeigt, dass freiwillig Engagierte eine Engagementkarte mit Vergünstigungen als gro- ßen Ausdruck der Wertschätzung empfinden. Kostenlose Eintritte in Museen sind bei freiwillig Engagierten ebenso beliebt wie kleine Rabatte zum Beispiel beim Bäcker. Die Einführung einer Engagementkarte würdigt nicht nur die freiwillig aktiven Men- schen, sondern steigert auch das soziale Engagement von Unternehmen. Vorausset- zung für den Kartenerwerb ist in den meisten Bundesländern unter anderem ein Min- destzeitraum freiwilliger Tätigkeit, wie eine festgelegte Stundenzahl pro Woche bezie- hungsweise pro Jahr.

Eine Engagementkarte würde in Hamburg nicht nur eine angemessene Wertschät- zung für die vielen freiwillig aktiven Menschen bieten, sondern auch die Attraktivität ehrenamtlicher Arbeit in Hamburg steigern. Für die Inhaber:innen einer Hamburger Engagementkarte würde es mit dieser Karte Vergünstigungen geben, und zwar bei allen sich beteiligenden öffentlichen Einrichtungen und Geschäften Hamburgs. Im Rahmen des Beteiligungsverfahrens zur Hamburger Engagementstrategie im Jahr 2019 nannten circa 60 Prozent der Befragten die Einführung einer Engagementkarte als wichtige Verbesserung der Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement in Hamburg. In der Folge wurde mit der Engagementstrategie (Drs. 21/19311) festgelegt, dass die Einführung von Vergünstigungen für Engagierte geprüft werden solle. Die Ergebnisse sind wie oben dargestellt und sprechen klar für die Einführung einer Engagementkarte in Hamburg.

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

  1. einen Planungsprozess mit Zeitrahmen zur Einführung einer Engagementkarte für Hamburg zu entwickeln.
  2. Planungen in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft (insbesondere dem AKTIVOLI Landesnetzwerk Hamburg e.V.) und den Bezirksämtern anzuregen und in die Planungen auch Akteure wie zum Beispiel Handelskammer und Hand- werkskammer einzubeziehen.
  3. in einem Workshop und einer Online-Umfrage Impulse aus der engagierten Zivil- bevölkerung mit in die Planung einzubeziehen.
  4. neben der Festlegung von Rahmenbedingungen wie der Gestaltung der Karten beziehungsweise den Voraussetzungen für den Erwerb der Karte, eine Öffent- lichkeitskampagne zum Start der Einführung zu initiieren.
  5. bei der Festlegung der Voraussetzungen für den Erwerb der Karte vergleichswei- se niedrige Zugangsschwellen für Engagierte zu definieren und den ausstellen- den Organisationen möglichst unbürokratische Abläufe zu ermöglichen. Möglich- keiten für nicht formalisiertes freiwilliges Engagement sollen geprüft werden.
  6. die Entwicklung einer Engagement-App als weitere Alternative oder Ergänzung zu einem Kartendokument zu prüfen und dabei Modelle anderer Bundesländer beziehungsweise bundesweite Entwicklungen zu berücksichtigen.
  7. der Bürgerschaft bis zum 31.12.2022 zu berichten.
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