Das Stadthaus – eine zweite Chance für eine würdige Gedenkstätte

Das Stadthaus war als Sitz der Polizeibehörde und Gestapoleitstelle während der NS-Diktatur die zentrale Koordinierungsstelle für den Terror der Nationalsozialisten in Hamburg und in ganz Norddeutschland. Verhöre erfolgten oft unter Einsatz von Folter, viele Festgenommene wurden ermordet oder in den Suizid getrieben. Vom Stadthaus aus erfolgte auch die Organisation der Deportationen von Jüdinnen und Juden, von Menschen jüdischer Herkunft und von Sinti und Roma.

Foto Gedenktafel am Stadthaus

Quelle: Förderkreis Gedenkstätte und Lernort Stadthaus

Als Gedenkort rückte diese Zentrale nationalsozialistischen Terrors aber erst Ende der 1970er Jahre in das öffentliche Bewusstsein, als alternative Stadtrundfahrten den Ort bewusst ansteuerten. 1981 wurde eine Gedenktafel angebracht, die öffentliche Diskussion über den Umgang mit diesem wichtigen Ort nationalsozialistischer Verfolgung blieb allerdings aus.

2009 verkaufte der damalige Schwarz-Grüne Senat das Areal der „Stadthöfe“ an die Quantum Immobilien AG, die dort hochwertige Wohn- und Bürogebäude anbieten wollte. Der Investor wurde vertraglich verpflichtet, im Areal auf 750 Quadratmetern Fläche einen dauerhaften und angemessenen Gedenkort Stadthaus einzurichten.

Als die Pläne des Investors für den „Geschichtsort Stadthaus“ 2017 bekannt wurden, erhob sich öffentlicher Protest. Eine nur 50 Quadratmeter große Ausstellung, noch dazu als Teil einer Buchhandlung mit Café, wurde als nicht angemessen kritisiert – und doch realisiert.

Nun hat sich die Situation geändert, denn Ende Januar hat die Buchhändlerin vor Ort Konkurs angemeldet. Es bietet sich daher für die Stadt die Möglichkeit, mit dem neuen Eigentümer, der Ärzteversorgung Niedersachsen, einen würdigen Gedenkort zu schaffen und dabei auch die Ratschläge des 2018 unter Beteiligung der Opferverbände eingerichteten Beirats aufzunehmen und umzusetzen. Dies hat Kultursenator Carsten Brosda in der Bürgerschaftssitzung Anfang Februar zugesagt.

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