BÜRGERSCHAFT
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG
Drucksache 22/14800
22. Wahlperiode 27.03.24
Antrag
der Abgeordneten Nils Hansen, Dr. Isabella Vértes-Schütter,
Philine Sturzenbecher, Kazim Abaci, Gabi Dobusch, Astrid Hennies,
Regina-Elisabeth Jäck, Claudia Loss, Annkathrin Kammeyer, Kirsten Martens,
Vanessa Mohnke, Dr. Christel Oldenburg, Arne Platzbecker, Hansjörg Schmidt,
Dr. Sven Tode, Dagmar Wiedemann (SPD) und Fraktion
und
der Abgeordneten Olaf Duge, René Gögge, Maryam Blumenthal,
Dr. Adrian Hector, Sina Aylin Koriath, Farid Müller, Ivy May Müller, Lena Zagst,
Peter Zamory (GRÜNE) und Fraktion
und
der Abgeordneten Eckard Graage, Prof. Dr. Götz Wiese, Andreas Grutzeck,
Dr. Anke Frieling, Dennis Gladiator (CDU) und Fraktion
und
der Abgeordneten Insa Tietjen, Norbert Hackbusch, Sabine Boeddinghaus,
Deniz Celik, Dr. Carola Ensslen, Olga Fritzsche, Stephan Jersch,
Cansu Özdemir, Heike Sudmann, Dr. Stephanie Rose
und David Stoop (DIE LINKE)
und
der Abgeordneten Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein (fraktionslos (FDP))
Betr.: Einrichtung eines neuen Übersetzerpreises für Niederdeutsch („Hartmut-Cyriacks-Preis“)
In Deutschland gilt seit 1999 die „Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“. Ziel dieses Abkommens ist es, geschichtlich gewachsene Regional- oder Minderheitensprachen als gemeinsames europäisches Erbe zu schützen und den kulturellen Reichtum Europas zu fördern. Zu den Regionalsprachen gehört das Plattdeutsche, amtssprachlich auch als „Niederdeutsch“ bezeichnet, das als historische Sprache genauso alt ist wie das Hochdeutsche und das Englische. Plattdeutsch wird von einigen Millionen Menschen in acht der sechzehn deutschen Bundesländer genutzt. Im Bundesrat für Niederdeutsch sind diese Bundesländer vertreten und setzen sich für die niederdeutsche Sprache ein.
In Hamburg wird Plattdeutsch von gut 100.000 Menschen gesprochen und von vielen mehr verstanden. Im rot-grünen Koalitionsvertrag wurde vereinbart, das Erlernen des Plattdeutschen zu fördern. Seit 2003 arbeitet der Plattdeutsche Rat für Hamburg, der zwei Mitglieder in den Bundesrat für Niederdeutsch entsendet, mit großem Elan daran, Plattdeutsch verstärkt in den Alltag zu integrieren. Das passiert beispielsweise im Kindergarten, in der Wirtschaft sowie in Kultur und Medien. Dadurch hat das Interesse, Plattdeutsch zu erlernen, deutlich zugenommen.
Ein leidenschaftlicher Förderer der plattdeutschen Sprache war der Germanist und Historiker Hartmut Cyriacks. Er engagierte sich viele Jahrzehnte seines Lebens für die Pflege und den Erhalt des Plattdeutschen. So betrieb er zusammen mit seinem Kompagnon Peter Nissen ab 1994 eine auf das Plattdeutsche spezialisierte Textmanufaktur. Produziert wurden neben zahlreichen plattdeutschen Adaptionen für Theaterstücke auch erfolgreiche Drehbücher für Hörfunk und Fernsehen, zum Beispiel für die NDR-Kultserie „Neues aus Büttenwarder“. Hartmut Cyriacks war viele Jahre als Dramaturg für das Ohnsorg-Theater aktiv und gehörte zum Gründungsteam der plattdeutschen Nachrichten auf NDR 90,3, für die er auch lange als Sprecher fungierte. Er war Mitübersetzer der ersten beiden Harry Potter-Romane und mehrerer Asterix-Bände ins Plattdeutsche. Auch Anthologien plattdeutscher Texte und Wörterbücher gehören zu seinen Leistungen. Hartmut Cyriacks unterstütze mit seinen umfassenden Kenntnissen den plattdeutschen Schreibwettbewerb „Vertell doch mal“ und war als Sprecher des Plattdeutschen Rates in Hamburg auch Mitglied des Bundesrates für Niederdeutsch. Die Umsetzung der „Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ war ihm ein großes Anliegen.
Im Jahr 2022 verstarb Hartmut Cyriacks. Die Hamburgische Bürgerschaft möchte seinen unermüdlichen Einsatz und seine umfassenden Leistungen für das Plattdeutsche würdigen, indem ein neuer Übersetzter-Preis für Niederdeutsch („Hartmut-Cyriacks-Preis“), mit dem insbesondere junge Übersetzer:innen gefördert werden sollen, eingerichtet wird.
Am 20. April 2024 wird unter Hamburger Schirmherrschaft der vierte Plattdeutsch-Tag in Hamburg (Hamborger Plattdüütsch Dag) ausgerichtet. Dieser Termin soll zum Anlass genommen werden, die Einrichtung eines neuen Übersetzerpreises für das Niederdeutsche in Höhe von 5.000 Euro zu Ehren Hartmut Cyriacks bekanntzugeben. Der Preis soll zum ersten Mal im Jahr 2026 vergeben werden und anschließend im zweijährigen Rhythmus. Die organisatorischen Aufgaben rund um die Preisvergabe übernimmt der Verein „Plattdüütsch in Hamborg e.V.“
Die Bürgerschaft möge beschließen:
Der Senat wird ersucht,
1. einen Übersetzer-Preis für das Niederdeutsche („Hartmut-Cyriacks-Preis“) einzurichten,
2. ab dem Jahr 2026 erstmalig und danach alle zwei Jahre die Mittel für diesen Preis in Höhe von 5.000 Euro bereitzustellen,
3. der Bürgerschaft bis zum 31.10.2024 zu berichten.